Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung anlässlich des Konzerts vom 28.Mai

Bildkommentare vom Regensburger Jazzweekend 2016

aus Mittelbayrische - live

 

Modales auf der Quetschn. Miles würde staunen.

 

von juan.koch 9. Juli 16:19

Feinstes Vibraphon-Geklöppel: Ivan Ivanchenko

 

von juan.koch 9. Juli 16:15

Mittelbayrische Zeitung anlässlich des Jazzweekends 2015

 

MULTIINSTRUMENTALIST

 

Der Jazz ist seine zweite Heimat

 

Juri Smirnov kam aus Litauen in die Oberpfalz und ist seither in der Szene fest verankert. Er ist Stammgast beim Jazzweekend.

 

 

Von Claudia Bockholt, Regensburg

Juri Smirnov vor der music academy in Regensburg, wo er schon lange unterrichtet. Jeder Jazzfan in der Oberpfalz kennt den vielseitigen Musiker.Foto: Bockholt

Bach erklingt leise hinter der Tür Zimmer 14. Wohl in der Nummer geirrt. Oder doch nicht? Jetzt folgt gedämpft ein Jazzklassiker: „The Shadow Of Your Smile“. Und kurz darauf öffnet sich die Tür und Juri Smirnov tritt heraus. Ein bekanntes Gesicht, jedenfalls für langjährige Jazzweekend-Besucher. „Seit 20 Jahren oder sogar ein bisschen länger“, sei er schon dabei, sagt der 66-Jährige. Die Zahl der Formationen, in denen er zu hören war, ist fast unüberschaubar, groß die Zahl der Instrumente, die der gebürtige Lette dabei gespielt hat: Saxofon, Querflöte, Akkordeon.

„Vergiss Dein Spielzeug nicht!“ gibt er dem jungen Mann noch mit und tätschelt ihm freundlich die Schulter. Smirnov hat schon Hunderte Musikschüler unterrichtet. Derzeit gibt er Stunden an der music academy in Regensburg, in Amberg und in Röttenbach bei Nürnberg, wohin Smirnov nach dem Tod seiner Ehefrau gezogen ist.

 

Mit Musik ist alles leichter

 

Vorher lebte er in Wernberg-Köblitz. Mit 41 Jahren, kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion, war er von Riga aus übersiedelt. Als Asylsuchender gestrandet in einer Oberpfälzer Kleinstadt: Es hätte schlimmer kommen können, findet Smirnov. Dank der Musik habe es gut geklappt mit der Integration. „Meine Frau spielte Klavier und sang russische Romanzen“ Auch Smirnov fand schnell Anschluss an die hiesige Musikszene. „Musik ist eine internationale Sprache. Mit Musik ist alles leichter!“

Ausgebildet wurde Juri Smirnov an der staatlichen Musikhochschule in Litauen. Dort studierte er Akkordeon, Klavier, Saxophon und Querflöte. Im Anschluss arbeitete er im Rundfunkorchester Riga als Pianist, Saxofonist, Querflötist und Akkordeonist. Zwölf Jahre lang, erzählt er – obwohl er sich für die klassische Musik nie wirklich begeistern konnte. „Ich habe immer den Jazz geliebt, schon als Kind. Mit zehn, elf Jahren habe ich die Akkorde am Radio gehört und wollte wissen: Wie geht das? Es war für mich eine Offenbarung.“ Jazz spielen lernen konnte er damals nicht. „Das ging nur autodidaktisch.“

 

Üben – und jammen, jammen, jammen

 

Als er spürte, dass es mit der UDSSR nicht mehr lange gutgehen würde, fand Smirnov in Deutschland eine neue Heimat und seine wahre Bestimmung: den Jazz. Zurzeit spielt er unter anderem in zwei Big Bands und drei Quartetten. Erstmals reist er auch mit einer Klezmer-Band.

Einer seiner begabtesten Saxofon-Schüler, der „viele Stunden in der 14“ zugebracht hat, ist der mittlerweile in den USA lebende Tobias Meinhart. Er erinnert sich gerne an Smirnov: „Er ist ein guter Lehrer, motivierend und unterstützend. Manchmal auch osteuropäische Schule, also etwas strenger, aber das finde ich gut. Und er hat mir den Tipp gegeben, dass Üben zwar wichtig sei, man aber auf Hunderte Jamsessions gehen muss, um die nötige Erfahrung zu sammeln. Und das habe ich seitdem gemacht.“

Auch für Smirnov hat sich daran nichts geändert: „Es ist wichtig, immer wieder etwas Neues zu lernen“. Das Jazzweekend betrachtet er deshalb als „professionelle Weiterbildung“: Denn das Gefühl sei auf der Bühne ein ganz anderes als im Probenraum. „Es kann Schöneres, aber auch Schlechteres dabei rauskommen.“

 

Zu hören gleich viermal: In einer Big Band, zwei Quartetten und als Leiter der Session am Samstag im Leeren Beutel.

 


 

Blues für die Klitschkos

Juri Smirnovs ViBop entführte in der Testa-Rossa-Bar der Sparkasse in eine sanfte und melodiöse Welt des Kammerjazz.

 

in Franken.de von PAULINE LINDNER

 

Der Bassist Stefan Großmann, ein gebürtiger Schweinfurter, witzelt in der Testa-Rossa-Bar über Skibob, Bebop und Vibop. Denn letzter Begriff steht für den Namen des Jazz-Trios, mit dem er hier auftritt: eine Hommage an ein Instrument, das Vibraphon, und an eine legendäre Jazzepoche.

 

In ihrer Nachfolge sieht sich Juri Smirnov, ein musikalisches Multitalent aus Riga. Er hörte einst unter Rauschen und mit vielen Störungen in seiner lettischen Heimat "The Voice of America" und war hingerissen von diesen (verbotenen) Klängen. Unter dem Titel "Mr Dexter Gordon" war denn auch eine Reminiszenz an den amerikanischen Tenorsaxophonisten und auch an andere Größen dabei.

 

Vorbild Transsib

 

Herr über das Vibraphon ist Ivan Ivanchenko aus Omsk. Nach Moskau sind es von dort in der Mitte Sibiriens 2300 Kilometer. "Diese Strecke ist der junge Mann mal zusammen mit seiner Mutter mit der Transsib gefahren", plauderte Großmann. Von dem Rhythmus, der durch das Schlagen der Räder an den winterlichen Schienenspalten entsteht, stamme Ivans unwahrscheinliches Timing. 

Der junge Musiker spielt ein Instrument, das mit seinem Ruf zu kämpfen hat, genauer mit einer Verwechslung. Denn im allgemeinen wirft man Xylophon, Glockenspiel, Marimba und das Vibraphon in einen Topf und assoziiert sie mit den mageren Ping-Tönen, die man selbst als Kind mal produzierte. 

Dabei erzeugt Ivanchenko Töne voll samtener Harmonie; wie Ketten von Perlen umschlingen sie die meist recht zarten Melodien Smirnovs, gleich ob der am Klavier sitzt oder Tenorsax, Sopransax oder die Querflöte gewählt hat. So entstehen weiche, sinnliche Eindrücke, ja auch dann, wenn der Blues den beiden Schwergewichtsboxern Vitali und Wladimir Klitschko gewidmet ist. Großmann kommentiert das Stück denn auch: "Da waren ein paar Takte für den Verlierer dabei."


 

Von   |  09.02.2015  Oberpfalznetz
WEIDEN

Jazz kennt keine Grenzen 

Weiden. Gleich zwei Gruppen gab es als Auftakt zum Jubiläumsjahr 40 Jahre Jazz-Zirkel Weiden. Das Trio von Alfred Hertrich und Juri Smirnov mit seinem aktuellen Quartett "ViBop" sorgten am Freitag für einen abwechslungsreichen Konzertabend.

 

 
"ViBop", ein Wortspiel aus Vibraphon und Bebop, so nennt sich die neue Formation des aus Lettland stammenden Juri Smirnov. Ivan Ivanchenko am Vibraphon überzeugte durch brillante Spieltechnik und untrügliches Timing. Bilder: Reitz (2)

Jazz-Begegnungen zwischen West und Ost hat sich der Jazz-Zirkel Weiden von Anfang an auf seine Fahnen geschrieben, lange bevor der eiserne Vorhang durchlässiger wurde. Auch das Eröffnungskonzert zum Jubiläumsjahr wurde diesem Motto gerecht und machte deutlich, wie sich Musiker auch über Grenzen hinweg bestens verstehen und miteinander Neues erschaffen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

50 Jahre Jazz Ost-West

 

Alfred Hertrich gilt als "Vater" des Jazz-Zirkel Weiden und ist seit über 50 Jahren als Gitarrist in Nordbayern aktiv. Fast genauso lange dauert die Freundschaft mit dem Prager Schlagzeuger Josef Vejvoda, mit dem er zahlreiche Konzerte gab. Der Dritte im Bunde ist Wilfried Lichtenberg am Kontrabass, ebenfalls seit Jahrzehnten eng mit Hertrich verbunden. 

Ein feine, nuancierte Klangwelt eröffnet sich dem Zuhörer, Musik ohne Zugeständnisse an modische Strömungen. Fragile und durchsichtige Klanggebilde entstehen aus dem Moment, alle Musiker agieren als gleichberechtigte Solisten. Da übernimmt auch Wilfried Lichtenberg mit dem Bogen die Melodieführung, oder Josef Vejvoda zaubert mit expressiver Hand-Percussion subtile Klanglandschaften. Als Ausgangsmaterial dienen Kompositionen von Leo Wright, Esbjörn Svensson oder Ornette Coleman. Die werden aber in unverkennbarer, individueller Manier weitergesponnen und ausgebaut, eine Vorgehensweise, die besten Jazz ausmacht. Eine Musik, weitab von unserer hektischen, lauten und aggressiven Zeit, Musik als Balsam für unsere oft geschundenen Ohren! 

Auch schon 25 Jahre prägt der aus Riga stammende Multiinstrumentalist Juri Smirnov die lokale Musikszene. Unvergesslich sein erster spontaner Auftritt in Weiden beim Sommernachtsfest mit dem Landes-Jugendjazzorchester Bayern! Seitdem ist er mit zahlreichen eigenen Formationen aktiv, wobei es kaum stilistische Grenzen gibt. Neu ist seine Gruppe "ViBop" mit dem aus Omsk stammenden Vibraphonisten Ivan Ivanchenko und dem Bassisten Stefan Großmann, der auch für die humorvollen Bühnenansagen zuständig ist. Das Trio wurde in Weiden mit dem Schlagzeuger Jan Brill zum Quartett erweitert und überzeugte durch ein homogenes Gruppenkonzept. 

Im Mittelpunkt stehen eigene Kompositionen von Juli Smirnov, oft Widmungen oder Variationen zu berühmten Musikern oder Standards. Da entpuppt sich "Mister P.D." als Hommage an Paul Desmonds "Take Five" oder "Calypso" als Tribut an Sonny Rollins. Dass Smirnov ein veritabler Könner auf Saxofon und Klavier ist, hat er immer wieder bewiesen. Dass er aber auch mit dem Akkordeon jazzmäßig improvisieren kann, überraschte viele Zuhörer. Ivan Ivanchenko ist auf dem Vibraphon eine Offenbarung. Auch schnellste Passagen meistert er souverän und wie Stefan Großmann in einer Ansage ironisch anmerkte, einer Reise mit seiner Großmutter auf der "Transsib" hätte er sein außerordentliches Gefühl für Rhythmus und Timing zu verdanken. 

Akkordeon und Vibraphon



Smirnov wechselt ständig zwischen Tenorsax, Sopransax und Akkordeon, und beim Zusammenklang von Akkordeon und Vibraphon werden sofort Erinnerungen an das legendäre Art-Van-Damme-Quintett wach, das den modernen Jazz salonfähig machte, Anklänge an eine Zeit, als gepflegte Barmusik noch von echten Musikern gemacht wurde. Erfrischend die stilistische Vielfalt, die vom hektischen Bebop eines Charlie Parker über Duke Ellingtons "Take the A-Train" über lässig swingende Latin- und Calypso-Rhythmen bis zu Thelonious Monks "Straight, no chaser" reichte. Ein vergnüglicher Abend mit Musikern ohne stilistische Scheuklappen